Eigentlich dachten wir, es würde eine entspannte nächtliche Zugfahrt werden. Doch plötzlich fanden wir uns zwischen einem Rudel Wölfe wieder. Was will man auch erwarten, wenn man den Zug in Norwegen verlassen muss.
Nachdem wir noch etwas durch Trondheim geschlendert waren, saßen wir um 23:00 endlich im Zug und machten es uns bequem. Ich schlief relativ schnell ein. Den Kopf auf mein Kopfkissen und auf den Klapptisch gebettet und mit einem Fünf Freunde Hörspiel in den Ohren. Lina hatte so ihre Probleme. Der schnarchende Mann hinter ihr raubte ihr den Schönheitsschlaf. Aber Schnarcher bin ich ja von zuhause gewohnt. Um 7 Uhr kam der Zug in Oslo an. Unser Zug, der uns weiter Richtung Bergen bringen sollte, fuhr aber erst um halb 4. Also hatten wir noch Zeit in Oslo und erkundeten das Naturkundemuseum Norwegens. Zuerst standen wir einem Tirex gegenüber und bewunderten wunderschöne Edelsteine. Dann wurden wir mit vielen ausgestopften Tieren in die Tierwelt Norwegens eingeführt. Die reicht von Vögeln aller Art über Füchse und Hasen bis hin zu… klar Wölfen und Bären. Die Braunbären waren kleiner als ich sie mir vorgestellt habe. Vielleicht würden meine Boxfähigkeiten ja doch reichen… ah, ich glaube eher nicht. Zumindest nicht gegen die Eisbären, die wir zum Schluss noch bestaunen durften. Zum Glück leben die nur auf Spitzbergen.
Das Naturkundemuseum hatte außerdem noch ein Klimahaus, in dem über den Klimawandel aufgeklärt wurde. Es war sehr interaktiv gestaltet und man konnte sogar ein Quiz machen, welcher Klimaschützertyp man ist. Lina ist die Influencerin und ich die Aktivistin.
Das Museum hat mich natürlich wieder hungrig gemacht und so aßen wir im großen Garten der Anlage Brot mit Käse. Danach machten wir uns auch schon auf den Rückweg, schlenderten noch etwas durch Oslo und stiegen schließlich in die Bahn ein. Die Oslo-Bergen Bahn wird als die schönste Bahnstrecke angepriesen. Am Anfang waren wir etwas enttäuscht und schauten Filme. Dann öffnete sich vor uns aber eine atemberaubende Landschaft. Zerklüftetes Land, durchschnitten von Flüssen, Seen und Gletscherzungen verzauberten unsere Augen. Wir stiegen inmitten dieser Schönheit in Myrdal aus. Zum Glück hatten wir uns vorher erkundigt und gesehen, dass in Myrdal nichts ist außer ein Bahnhof. Die große Frage war nun allerdings, wie wir vom Bahnhof herunterkommen. Hinter uns streckten sich die Berge in die Höhe, vor uns schossen die Hänge in die Tiefe. Links und Rechts waren nur Schienen. Die zwei Franzosen, die wir trafen, hatten das gleiche Problem, aber schließlich fanden wir einen Weg und suchten uns ein nettes Plätzchen zum Zeltaufschlagen. Der Ausblick ist mal wieder der Hammer! Nach einem guten Essen geht es jetzt ins Zelt, denn draußen ist es einfach zu kalt. Den nächsten Gletscher sieht man nämlich von hier aus undzwar nicht in der Ferne auf der nächsten Bergspitze.