Å – der letzte Buchstabe im norwegischen Alphabet und das schönste Dorf der Lofoten

Da ich mich dazu entschieden hatte, noch eine weitere Nacht auf dem Campingplatz zu bleiben (zur Beruhigung meiner Eltern), frühstückte ich entspannt. Danach machte ich mich auf zum Bus, der mich nach Å bringen sollte, dem südlichsten Dorf von Moskenesøy (eine Insel der Lofoten). Die App akzeptierte meine Kreditkarte allerdings nicht und der Busfahrer wollte mir kein Ticket verkaufen, meinte aber, dass ich trotzdem mitfahren soll. Schließlich waren es auch nur zehn Minuten bis ich aus dem Zug hopste. Meine Füße trugen mich direkt ins kleine Fischerdörfchen. Rote Holzhütten ragten auf Stelzen aus dem kristallklaren Wasser. Vor mir erstreckte sich eine Idylle, die man so nur von Postkarten kennt oder vom Titelbild meines Reiseführers. Ich spazierte über eine lange Holzbrücke, vorbei an weiteren Hütten, die als Hostels und Museen genutzt wurden. Dann startete ich meine Wanderung. Es ging vorbei an Holzgestellen, die die Fischer noch heute nutzen, um den hier so bekannten Stockfisch herzustellen. Der Kabeljau wird an Stöcke gehängt und dann ausgetrocknet. So ist er lange haltbar. Weiter ging es über Holzwege, Steine, kleine Pfade inmitten von Sträuchern und Bäumen und über wirklich sehr matschige Wiesen. Aber in jedem Moment war ich umgeben von einer wunderschönen Landschaft. Eigentlich hätte ich die ganze Zeit stehen bleiben können, Fotos schießen können und vor Staunen den Mund nicht mehr zu bekommen. Ich traf einige Wanderer, unter anderem ein Ehepaar aus Dresden, das mich direkt auf Deutsch ansprach und mit dem ich mich eine Weile unterhielt (sehe ich so deutsch aus? :-)). Dann kam ich zum roten Sandstrand und kurz in Versuchung Schwimmen zu gehen, aber die Sonne war hinter einer Wolkendecke verschwunden (dabei hatte ich mich heute extra eingecremt, mit Sonnencreme und Zeckenspray). Weiter gings. Manchmal suchte ich ein wenig den Weg manchmal wich ich viel zu matschigen Wiesen aus (ich würde sie als Sumpf bezeichnen). Als ich schließlich zurück im Dorf war, waren meine Schuhe nicht mehr blau, sondern braun.

Nun überlegte ich, ob ich noch das Fischereimuseum besuchen wollte oder lieber zum Aussichtspunkt lief. Ich entschied mich für die zweite Option. Nur zehn Minuten Fußmarsch und ich hatte die Aussicht auf den Ozean, Berge, Buchten und die südlichste Insel der Lofoten, Værøy. Ich machte es mir auf einem Stein bequem und möhnte (sauerländisches Wort für einfach irgendwo hinzuschauen, ohne etwad zu fokussieren) auf das Meer hinaus.

Doch plötzlich schaute ich genauer hin. Was war da gerade aus dem Wasser aufgetaucht? Nur wenige Minuten später, nochmal. Zwei dunkle Walflossen tauchten auf und wieder ab. Zehn Minuten schaute ich aufs Meer und konnte mein Glück kaum fassen. Ich hatte also die richtige Entscheidung gefällt. Dann recherchierte ich ein wenig im Internet und fand hersus, dass es vor den Küsten der Lofoten nur so von Zwergwalen wimmelt. Die Beschreibungen passten perfekt. Ich bin kein Meeresbiologe und mir deswegen auch nicht ganz sicher, aber es war immer mein Traum, Wale oder Delfine in freier Wildbahn zu sehen und den habe ich mir gerade erfüllt, auch wenn es nur zwei Rückenflossen waren.

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