Ich setze mich auf meinen Koffer, zwänge ihn zum Schließen,
hoffe dass die Nähte nicht reißen und meine Klamotten wieder hinausschießen.
Nun bin ich wieder Nomade, der ganze Haushalt auf Rücken und in der Hand,
für vielleicht acht oder neun Stunden, bis ich mich wieder bei meinen Eltern einnisten kann.
Ich verlasse, was für fünf Monate mein Zuhause war, und gleichzeitig auch nicht,
ich bin dort jeden Morgen zum Bäcker gegangen, doch Heimat ist es nicht.
Ich war Ausländer, Entdecker, Abenteurer und Gast
War neu und fremd,
bin fast zum Franzosen geworden, aber auch nur fast,
habe Orte und Menschen kennengelernt.
Ich habe neue Freundschaften aufgebaut
und gelernt, dass nicht alles so läuft,
wie man es plant
und dass man auch viel alleine ist,
aber allein sein nicht einsam bedeutet.
Wenn ich etwas gerne machen, sehen oder erleben wollte,
aber niemand Zeit hatte, den ich kannte,
dann bin ich halt alleine hin,
das lass ich mir nicht nehmen.
Ob ein Stadtbummel oder Surfen gehen,
Museen besuchen und Schlösser ansehen.
Gleichzeitig habe ich Sprachbarrieren überwunden,
mit Händen und mit Füßen gerungen.
Ich habe die Ähnlichkeit zwischen uns und den Anderen entdeckt,
doch auch Unterschiede haben sich darunter versteckt.
Jetzt, weiß ich, was ich an Deutschland liebe.
Zum Beispiel, dass wir streng und penibel,
darauf achten, dass niemand nach 22 Uhr mehr Glas wegwirft.
An andere Sachen muss ich mich wieder gewöhnen,
zum Beispiel bei Rot an der Ampel stehen zu bleiben
und solange zu verweilen,
bis es tatsächlich Grün wird.
Ich lasse die vertraute Fremde zurück,
aber nehme ein Stück,
von ihr mit.
Den Wein, den ich noch in den Koffer zwänge,
und dafür ein paar Unterhosen in Frankreich lasse,
die Offenheit
und die Kontaktfreudigkeit.
Viele nette Menschen, manch eine Freundschaft, die in Deutschland weiter geht,
und den Uringestank aus der Straße neben meinem Unigebäude.
Ich nehme Gelassenheit mit, Mut für jeden weiteren Lebensabschnitt,
die Fähigkeit sich mit Händen und Füßen zu verständigen
und ein Lieblingsprofirugbyteam.
Ich sehe nach vorn,
freue mich auf das, was kommt,
besonders auf den Wichtigsten Menschen darunter,
ja, Papa, das bist natürlich du,
brauchst dich gar nicht wundern.
Endlich wieder an einer Seite,
nicht getrennt durch Reisepläne,
liegen wir in der unendlichen Weite deines kleinen Zimmers
und entdecken dort die Welt.
Ich danke dir und allen Anderen für ihre Unterstützung,
für dein Warten und auch für deinen Mut.
Siehst du, am Ende wird doch alles gut.
Jetzt fahre ich in den Heimatbahnhof ein,
pünktlich, weil ich nicht über Deutschland fahr,
und das wars,
das Ende einer langen Reise
und der Anfang einer noch längeren.
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