Das Gewicht meines Rucksackes liegt schwer
und drückt auf meine Hüfte.
Erst jetzt merke ich wie sehr,
ich sie vermisst habe,
die Düfte
und das endlose Gedränge
in Bahnhofsgebäuden
das Schwimmen der Menge,
die Landschaften, die meine Sinne betäuben.
Ich weiß, es ist nur eine kurze Reise.
Ich fliege nicht ans andere Ende der Welt.
Doch ganz still und leise
merke ich, dass es gerade das ist,
was mir gefällt.
Denn ich bin verzaubert,
von dem, was die Reise mir zu bieten hat.
Ich bin froh, dass ich bemerkt hab,
dass ich immer noch so fühlen kann.
Wie ein Kind, das zum ersten Mal Schmetterlinge sieht,
ein Hundewelpen im Schnee,
Bemerke ich, dass Unglaubliches geschieht,
wenn ich auf Reisen geh.
Es ist vier Uhr am Morgen
und ich fahre zum Gleis.
mein Rucksack ist leicht,
weil der Platz für all die Sorgen
nicht reicht.
Dieses Gedicht habe ich verfasst, als ich nach fast einem Jahr Lockdown endlich wieder eine kleine Reise nach Baden-Wüttemberg gemacht habe. Es war zwar nur fürs Wochenende und um eine Freundin zu besuchen, aber dieses Gefühl mit dem Zug und dem Rucksack früh morgens in den Tag hineinzufahren gibt mir immer wieder einen Befreiungsschlag und die Vergewisserung frei zu sein.
Diese Woche durfte ich beim großartigen Wohnzimmerslam aus Dortmund beim 16. Storyslam mitmachen. Die Regeln sind die gleichen wie beim normalen Poetry Slam: selbst verfasste Texte, keine Requisiten, aber die Botschaft, den Witz oder einfach die aneinandergereihten Worte mussten in eine Minute passen. Dazu nahm ich ein Video auf, das in die Story auf Instagram gepostet worden ist und das ich hier mit euch teilen möchte. Ich trat in der Vorrunde gegen eine andere großartige Slammerin an und die User: innen durften entscheiden, wen sie im Halbfinale sehen wollen. Die Entscheidung war knapp und ich habe es nicht ganz geschafft, aber freue mich die anderen Poet: innen im Halbfinale und Finale zusehen.
Tipp: Vollbild! Mein Mund ist zwar auch ganz schön, aber das ein vorgetragenes Gedicht funktioniert am besten mit der ganzen Bandbreite an Mimik und Gestik 🙂
Der kleine Prinz versprach seiner Rose Schutz
und ich dir die Liebe.
Er versprach ihr und ich dir,
dass wir bei euch blieben.
Aber es zog uns hinaus
ins Abenteuer,
nahmen den Abschied in Kauf,
Gefahren und Ungeheuer.
Wir wollten Kulturen und Menschen sehn,
Sterne aus anderen Perspektiven,
Dorthin, wo die Sonne 1440 mal untergeht,
wo Geheimnisse und Schätze liegen.
Wir treffen Könige oder Menschen, die sich für Könige halten,
Eitle, die Bewunderer suchen.
Geschäftsmänner, die Sterne kaufen und verwalten,
Säufer, die übers Vergessen fluchen.
Auf meiner Reise durch die Galaxie
fand ich Beweise für meine Fantasie.
Ich hörte Geschichten und schrieb Neue.
Sie berichten von Liebe und Treue.
Meine Reise ist noch nicht zu Ende
und mein Wissensdurst noch nicht gestillt,
Doch meine Richtung nahm eine Wende,
als ich bemerkte, was mich erfüllt.
Der kleine Prinz bemerkte, dass er seinen Asteroiden B612 vermisst,
als er sich an seine Rose erinnert,
ihm wurde klar,
dass all die Welten
ihm nicht zu Glück verhelfen,
wenn er alleine war.
So vermiss ich dich
während meinen Abenteuern,
vermisst du mich,
wenn ich von Planet zu Planet steuer‘?
Ich wollte die ganze Welt bereisen,
jede Galaxie.
Malte mir Landschaften aus
tief in meiner Fantasie.
Ich wollte mit dem Prinzen Welten entdecken,
fern ab von daheim,
meine Bindungsangst verdecken,
frei und unabhängig sein.
Doch je weiter ich mich entfernte,
desto mehr wurde mir bewusst,
dass ich, um vollkommen zu sein,
nicht jeden Planeten bereisen muss.
Je weiter ich mich entfernte,
desto mehr wurde mir klar,
dass meine Heimat und mein Ziel
schon immer in deinen Armen war.
Der kleine Prinz begleitet mich schon mein Leben lang. Von der Kinderserie mit dem Fuchs und der Schlange über unseren Theaterkurs, in dem wir den kleinen Prinzen vortrugen, bis hin zu diesem Gedicht. Beim Schreiben dieses Gedichtes, habe ich nochmal nachgelesen. Hier in Freiburg habe ich den „kleinen Prinzen“ aber nur auf Französisch. Es war gar nicht so einfach „mille quatre cent quarante“ als 1440 zu übersetzen, aber im Endeffekt konnte ich ein paar Bezüge von Antoine de Saint-Exupéry in mein Gedicht mit einbringen.
Kann ich das nochmal erleben?
Diese Ruhe vor dem Sturm?
Meine Hände ruhn
kurz bevor sie sich erheben.
Ich halte den Atem an
und der Takt setzt aus.
Ich lausch
einem Geräusch, das ich nicht vernehmen kann.
Mein Herz ist leer
für einen Moment,
ich erkenn
keine Form und keine Farbe mehr.
Es bereitet sich vor,
säubert seine Kammern,
von allem Leid, von jedem Jammern
und öffnet sein Tor.
Lässt Licht hinein,
wo vorher Dunkel war,
macht Trübes klar
und Raues fein.
Mit voller Kraft
trifft es mich sanft.
Hätt nie gedacht,
dass ich so fühlen kann.
So ruhig und unberührt liegt dieser Strand an der Ostküste Schottlands da. Die Minute vor dem Sturm bis die Sonne ihre ersten Strahlen auf die algenbedeckten Steine wirft.
Meine Träume tanzen mit Feen,
auf verwunschenen Wiesen,
an nebelbedeckten Seen,
auf denen Seerosen liegen.
Sie springen von Wolke zu Wolke,
so einfach und leicht,
so unendlich weit oben,
dass ich sie nur schwer erreich‘.
Doch ich baue eine Leiter,
aus Hoffnung und aus Mut.
Vielleicht werde ich scheitern,
vielleicht wird alles gut.
Wenn ich mich für ein Land entscheiden müsste, welches ich gerne bereisen würde, wäre meine Antwort eindeutig. Schottland. Seitdem ich vor zwei einhalb Jahren Urlaub in den Low- und Highlands machte, fasziniert mich sein sattes Grün, die rustikalen Berge, die immer wieder vom Meer oder grauen Lochs umspült werden. Wenn man genau zuhört, kann man dort die Feen mit meinen Träumen tanzen hören.
Manchmal geht es nicht mehr weiter
Und immer ist es voll oke,
Dann umzudrehen und zurück
In die andere Richtung zu gehn.
Ja, man will den Berg erklimmen
Und oben auf der Spitze stehn,
Über den Wolken aus fernen Augen
Die Miniaturhäuser und die Landschaft sehn.
Man will kein Feigling oder schwach sein
Und es nicht zum Ende schaffen,
Man will weiter machen und sich aufraffen
Bis es eben nicht mehr geht.
Aber warum?
Nur um zu sagen, ich habe es geschafft.
Ich bin die Größte und die Beste.
Ich geb mich nicht zufrieden mit den Resten?
Und für wen?
Wirklich für uns und unser Ego?
Oder sind es doch die Anderen, die wir beeindrucken müssen,
Weil wir selbst nicht wissen,
Wer wir ohne Bewunderung sind?
Aber wofür?
Für Reichtum und Status, der zerfällt,
Wenn man kurz anhält,
Weil man nicht mehr kann
Und sich fragt, wann
Breche ich aus und höre auf mich
Auf die tiefe innere Stimme,
Die mir schon die ganze Zeit sagt,
Kehre um. Mach ne Pause,
Bleib zu hause,
Lass die Leute reden,
Denn sie tun es eh,
Wenn du den Berg erklommen hast,
Fragen sie sich wie.
Wenn du umkehrst und es nicht tust,
Ja vielleicht meint Einer, du seist schwach,
Aber du bist stark, vergiss das nie,
Weil du es geschafft hast,
Unzukehren,
Deinen Drang nach Erfolg abzuwehren,
Dich nicht um die Meinung Anderer zu scheren
Und auf dich selbst zu hören.
Manchmal geht es nicht mehr weiter… das musste ich erfahren, als ich in Norwegen, genauer gesagt in Gryllefiord, war. Der nächste Zug kam erst am Abend, aber in diesem kleinen Fischerdörfchen gab es keine Möglichkeit den Rucksack zu lassen. Also wanderte ich mit dem Rucksack. Irgendwann ging es ganz schön steil hoch. Einige Meter schaffte ich noch, aber dann fingen meine Knie an zu zittern. Das Gewicht des Rucksackes und die Höhenmeter waren zu viel. Das musste ich mir eingestehen und deswegen schrieb ich diese Zeilen. Manchmal braucht es auch noch etwas Zeit, bis man die Zeilen mit anderen Menschen teilen kann.
Entgegen dem Strom
flohn Menschen schon seit Beginn der Zeit.
Bereit alles hinter sich zu lassen,
passen sie sich an.
Wie Zugvögel die jeden Winter
hinter den Bergen verschwinden.
Finden ihr warmes Nest
fest dort, wo sie es verließen.
Genießen die währende Wärme,
schwärmen von der üppigen Kost.
Frost und Kälte ließen sie hinter sich,
nicht aber ihr Heim,
nein, sie kommen immer wieder.
Gefieder senken sich zur Brutstelle
gesellen sich zueinander,
um einander Schutz zu geben
beleben ihr Naturreich.
Leicht fühlt es sich an, daheim zu sein.
Menschen kehren auch zurück.
Glücklich sind die, die es können.
Gönnen sich den Genuss der Heimkehr.
Wer aber ging, entgegen dem Strom,
droht vielleicht der Tod.
Verschont bleibt man denn,
wenn der Strom die Richtung drehte,
Belebte, helle Ufer
Rufe schallen
hallen wieder
Lieder von Heimat.
Frei statt Flucht,
Sucht nach Gemeinschaft,
Kraft für jeden, der kommt und bleibt.
Leicht fühlt es sich an, daheim zu sein.
Am Montag fuhr ich wieder zurück vom Niederrhein entglang am Rhein nach Freiburg. Es ist nicht nur praktisch den Rhein als Orientierung zu haben (ich kann jetzt alle Städte, die am Rhein liegen von Norden bis Süden aufzählen), sondern auch eine malerische Landschaf. Sie kann vielleicht nicht ganz mit der rauen Schönheit der Fjorde Norwegens mithalten, Aber die Wassermengen, die sich durch die Weinhänge schlängeln haben auch ihren Reiz. Der Rhein hat viele Dichter fasziniert. Heinrich Heine schrieb in seinem Gedicht „Die Lorelei“:
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.
Heinrich Heine (1797-1856)
und auch mich hat der Rhein dazu bewogen ein paar Verse zu verfassen. Zumindest der erste Vers ist in der Assoziation mit dem Rhein entstanden, die anderen Verse sind meinen Gedanken geschuldet, die sich an meinen Stift klammerten und die ich deshalb zu Wort kommen lassen musste.
Ein paar verbliebende Funken schießen aus der Papphülse in die Luft. Sie tunken den Himmel in tausend Farben und hinterlassen einen Duft nach Schwarzpulver. Ein neues Jahr beginnt mit den Resten vom vorletzten Jahr und es erklingt der gleiche Sound wie jedes Mal. wir stehen gebannt draußen, manche Arm in Arm, raunen „Frohes Neues“ und halten uns mit Glühwein warm. Wieder machen wir Jahresvorsätze und denken, dieses Jahr wird alles gut, ersetzen Hoffnungslosigkeit durch Aufbruch und Mut. Ich habe letztes Jahr noch nicht bewältigt. Es sitzt mir noch im Nacken und doch erhellt der Feuerwerkskörper meine dunkle Nacht ruft scheinbar: „Wir können es packen!“ Es ist nur ein Sprung von einer Minute zur Nächsten. Vom 31.12.21 23:59 auf den 1.1.22. 00:00. Es hat sich nicht viel verändert und doch fühlt es sich an wie Stunde null. Dass der Jahreszyklus heute beginnt, ist kein Naturgesetz, dass er auf die Sekunde genau stimmt, haben wir Menschen festgesetzt. Es ist ein Ritual. Es ist Kultur. Ein neuer Aufbruch in Zirkulation. Es hilft Dinge einzuordnen und abzuschließen, neue Hoffnung zu schöpfen und Freude zu vergießen. Die Feuerwerkskörper sind längst verglüht und lassen Asche zurück. Wir werden uns bemühen. Dieses Jahr wird einiges geradegerückt.
Ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr 2022, wenn auch fünf Tage verspätet.
Ich habe den Start im neuen Jahr im Skiurlaub in Österreich gefeiert. Dort durfte man ohne Einschränkungen böllern. Die Böller haben wir tatsächlich noch vom vorletzten Jahr. „Dicke Brummer“, Knallerbsen und Wunderkerzen machen auch noch mit 19 Jahren einen riesen Spaß.
Besonders beeindruckend fand ich die Feuerwerkskörper aus den Dörfern unter uns. Ja, wenn man an ein Feuerwerk denkt, würde man den Kopf in den Nacken legen und das Spektakel am Himmel beobachten. Da unsere Hütte aber höher lag als die Talstation (die Treppen hinauf waren immer eine Qual) konnten wir das Feuerwerk mal aus einer anderen Perspektive beobachten. Das war grandios!
Ich habe mir natürlich auch Neujahrsvorsätze gemacht. Einige mehr oder weniger locker, aber einen, der diesen Blog betrifft. Ich werde mindestens einmal in der Woche einen neuen Post hochladen und freue mich die nächsten 52 Wochen dabei begleitet.
Bis dahin, bleibt gesund! 🙂
Anlässlich der Freitagsverse vom Wohnzimmerslam aus Dortmund habe ich ein kurzes Gedicht verfasst, das ich gerne mit euch teile.
Der Wohnzimmerslam ist eine bunte, queere und liebevolle Gruppe, die immer wieder Veranstaltungen plant, aber auch online und auf ihrem Instagramkanal sehr aktiv ist.
Bei den Freitagsversen handelt es sich um ein Thema, dieses Mal „Ferse“, das mittwochs bekannt gegeben wird. Jeder, der sich angesprochen fühlt, kann dazu Verse verfassen und diese am Freitag online stellen. Diese Verse werden dann am Freitag auch vom Wohnzimmerslam online gestellt und es gibt eine Abstimmfunktion, über die Zuschauende Abonnent:innen ihre Favoriten auswählen können.
Falls ihr noch mehr Informationen zum Wohnzimmerslam haben wollt, schaut doch auf ihrer kuscheligen Website http://www.wohnzimmerslam.de oder auch auf ihrem Instagramkanal @wohnzimmer_slam vorbei.
Dieses Wochende durfte ich im Zakk bei meinem Liebelings-Poetry Slam Workshop viele Erfahrungen machen und teilen. Am Freitag stand ich mit vielen anderen jungen Poet:innen auf der Bühne. Zudem hatte ich die Möglichkeit meinen Text zur Deutschen Einheit zu verfilmen. Vielen Dank für diese Möglichkeit.
Das Zakk in Düsseldorf bietet ein buntes Programm an. Poetry Slam, Konzerte und vieles mehr findet ihr unter http://www.zakk.de