Was ich an Deutschland vermisst habe… oder auch nicht

Noch vor meinem Wecker wachte ich in der Früh auf. Fünf Uhr morgens, perfekte Zeit, um aufzustehen, meine Sachen zu packen und einen letzten Blick auf den Strand von Charlottenlund (Kopenhagen) werfen, wo gerade die Sonne aufging. Ich machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle und fuhr erst mit dem Bus, dann mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof. Als ich ankam, fuhr auch schon der Zug ein, der mich nach Hamburg bringen sollte. Um kurz vor sieben stieg ich ein letztes Mal in einen ausländischen Zug und fand einen Vierersitz, indem zwei weitere Frauen saßen. Die eine Frau, eine Dänin, wohnt an der Grenze zu Deutschland und kann perfektes Deutsch sprechen. Die andere Frau, eine Schwedin aus Malmö, war mir auch sehr sympatisch. Wir unterhielten uns ein wenig und ich löffelte meine letzten Haferflocken mit Hafermilch. Der Rest der Zugfahrt verging wie im Flug. Ich vertrieb mir die Zeit mit „spannenden“ Videos zum Wahlkampf. Als der Zug die Grenze passierte, kam eine Durchsage, dass nun bitte alle ihre Masken aufsetzen sollen. Ja, das ist sinnvoll. Die Menschen, neben denen ich seit drei Stunden saß, sind jetzt plötzlich gefährlich, weil wir in Deutschland sind.

Zur Mittagsstunde kam ich im verregneten Hamburg an. Das erste Mal seit gut acht Wochen brauchte ich meine Regenhose. Der Weg zum Hostel war allerdings nicht weit. Ich stellte mich in die sChlange zum einchecken und checkte erst nach einer viertel Stunde, dass meine beste Freundin Lea ain der Empfangshalle saßen. Nach acht Wochen fielen wir uns wieder in die Arme und es war glatt so, als wäre ich nie weg gewesen. Wir gingen in unser Zimmer und machten uns dann auf den Weg in die Stadt. Dort besichtigten wir das Hafenviertel und die Elphilharmonie. Wir gingen unter der Elbe hindurch und schauten uns die alte zerbombte Kirche an. So schnell verging der Tag, dass wir schon wieder für das Abendessen einkaufen gingen. Die Küche des Hostels stellte sich als etwas sperrlich eingerichtet heraus. Unser Chili sin carne mussten wir in meinem Topf und der tasse kochen, weil es zu viel Mege war und der Herd hatte irgeneinen Tourbomodus, der unser Chili zum brodeln brachte. Lea bastelte sich ihren Löffel aus Paprika und wir genossen das viel zu heiße Chili. Danach erfuhren wir übrigens,d ass man sich Küchenausrüstung ausleihen kann. Na prima!

Wir tranken das ein oder andere Bier und wollten gerade die Straßen Hamburgs unsicher machen, als es zu gewittern anfing. Also setzten wir uns auf unsere Fensterbank und beobachteten den schönen Innenhof, wie dieser von Blitzen erhellt wurde.

Als es aufhörte zu regnen, fuhren wir mit dem Escooter in die Stadt und genossen die lang ersehnte Clubszene.

Der Sonnenaufgang über der Ostsee

Mother of Sea

Beim Frühstück traf ich auf zwei junge Berliner, die ihre Haferflocken hatten anbrennen lassen. Ich bot ihnen meine 5-Korn Mischung an und wir kamen ins Gespräch. Danach machte ich mich auf in die Innenstadt. Mein Plan für heute war eine Bootstour durch Kopenhagen, die nur 50 Kronen kostete (ungefähr 5 Euro). Bus und Boot stimmten sich aber nicht ab und so lief ich erst einmal durch Christianshavn. Von dort aus landete ich auch in der Freistadt Christiana. Auf der einen Seite faszinierten mich die bunten Gebäude, die mit allerlei Graffiti angemalt waren und die diversen Menschen aus allerlei Kulturen. Auf der anderen Seite fühlte ich mich auch etwas fremd zwischen den vielen Hippies. Nur ein Geruch kam mir bekannt vor, Gras.

Ich verließ Christianshavn über eine moderne Fußgängerbrücke und landete beim Bootseinstieg. Prompt fand ich mich auf einem Touristenboot wieder. Der Touristenführer erzählte irgendwas zu den umlegenden Sehenswürdigkeiten, aber er war nicht wirklich gut zu verstehen. Ich genoss die strahlende Sonne, sah die Oper und das Hafenviertel. Auch die kleine Meerjungfrau drehte mir ihren Rücken zu. Danach durchschiffte das Boot Christianshavn und ich konnte die kleinen Gassen und vielen Segelboote nun vom Wasser aus begutachten.

Nach einer Stunde Bootsfahrt war ich froh wieder am Boden zu sein. Meine Seekrankheit machte sich wieder bemerkbar. Mir war zwar nicht übel oder schwindelig, aber ich hatte bis zum Abend keinen Hunger mehr und das ist für mich doch äußerst seltsam. Also ließ ich das Mittagessen aus und schlenderte stattdessen durch Kopenhagen. Ich durchquerte das königliche Schloss und kam schließich zum Nationalmuseum, wo ich mir eine Ausstellung über Dänemark von der Steinzeit bis ins Mittelalter anschaute. Zudem besuchte ich eine Ausstellung über die Kulturen der ganzen Welt und konnte Kleider, Kunstgegenstände und religiöse Sachen von Nahem beobachten. Am besten gefiel mir aber die interaktive Geschichte von „the mother of sea“, die einen Schamanen der Inuit beschrieb, der den Inuits die Fische und Robben zurück bringen sollte. Damit der Schamane zur „mother of sea“ gelangen konnte, musste ich auf die Trommel schlagen.

Voller spiritueller Geister machte ich mich auf den Weg zurück zum Campingplatz. Dieser ist direkt am Meer in einer Festung gelegen und so beschloss ich die „mother of sea“ selbst besuchen zu gehen. Kurz um gesagt, ich ging schwimmen. Das Wasser war herrlich klar und wenn man sich bewegte auch nicht so kalt. Als ich mich in der Sonne trocknen ließ, traf ich die zwei Berliner und wir gingen zusammen zurück zum Campingplatz. Wir kochten Nudeln mit Tomatensoße und setzten uns danach noch an den Strand unter den Sternenhimmel.

Dann ging ich früh schlafen, denn ich würde aufstehen, wenn die Berliner vom Club zurück kommen würden.

Bei Harry Potter gelandet?

Rosenborg- runder Turm – Nyhavn

Ich erwachte im Waldstück vor Kopenhagen und frühstückte gemeinsam mit den beiden Jungs aus Ludwigsburg. Für mich gab es Haferflocken mit Hafermilch. Die Jungs haben sich was ganz wildes ausgedacht. Frühstückswraps gefüllt mit Rührei, Schinken, Gutke und Paprika. Ich denke beim Reisen wird man, was Essen angeht, immer kreativer. Dann packte ich mein Zelt zusammen und stieg wieder in den Bus aus Ludwigsburg. Die beiden brachten mich zum Campingplatz, denn ich wollte zumindest für diese Nacht eine Dusche und fließendes Wasser haben. Zum Glück war die Rezeption so freundlich und ließ mich auch schon vor dem Check In mein Zelt aufschlagen. Ich verabschiedete mich von den Schwaben, die sich ab heute Abend auf nach Schweden machen und schlug mein Zelt auf. Dann duschte ich und spülte mein Geschirr einmal richtig. Außerdem buchte ich meinen City Pass für den Nahverkehr in Kopenhagen. Allerdings entschied ich alter Sparfuchs mich dazu nur den kleinen City Pass zu kaufen. Mein Campinplatz liegt nicht ganz in der Region, aber die paar Meter kann ich laufen. Das tat ich dann auch und fuhr mit der Bahn ins Zentrum von Kopenhagen. Dort entdeckte ich die Rosenborg, die ich mir von Nahem ansah. Eine steinernde Burg um die einige Soldaten patrollierten. Ich holte mir eine Eintrittskarte und bewunderte die für König Erik IV errichtete Burg von Innen. Im Erdgeschoss begutachtete ich das mit wirklich hässlichen Fliesen verzierte Klo des Königs und die Schlafgemächer. Den Wandteppich, der den Stammbaum von Christain IV zeigte, fand ich beeindruckender. Auch die Ritterhalle hatte seinen gewissen Charme und wirkte mit den drei Löwen vor dem Thron schon recht imposant. Vom zweiten Stock ging es in die Schatzkammer, wo ich die Kronen der alten Herrscher, ihre Schwerter und Pistolen begutachten durfte.

Nachdem ich genug von Schätzen in einem kalten dunklen Gebäude hatte, schlenderte ich durch den Schlosspark und kam schließlich zum runden Turm. Der runde Turm bezeichnet sich selbst als das achte Weltwunder und vergleicht sich mit den antiken sieben Weltwundern. Er ist zwar sehr schön anzusehen und von innen auch cool gemacht, denn es führen keine Treppen nach oben, sondern eine um den holen Kern gewickelte Rampe. Aber mit den sieben Weltwundern hält er nun wirklich nicht mit. Ich stellte mich auf den holen Kern und blickte 25 Meter in die Tiefe, zum Ausgangspunkt von Kopenhagen, denn hier wurde Kopenhagen vor hunderten Jahren vermessen. Schließlich war ich oben angekommen und erblickte die dänische Hauptstadt von oben. Die ganzen Kirchtürme, die aus den Dächern aufragte konnte ich kaum zählen. Weiter hinten blitzte das Meer auf und ich konnte sogar die Brücke nach Schweden erkennen. Als ich wieder am Boden der Tatsachen angelangt war, machte ich mich auf zum Nyhaven, der mit seinen bunten Häusern und alten Fischerbooten einen gewissen Charme versprühte. Nyhaven, dieser Name ist so widersprüchlich, weil es ja eigentlich Neuer Hafen heißt, aber Nyhaven einer der ältesten Stadtteile Dänemarks ist. Ich genoss ein teures aber großes Eis, kaufte noch Tomate Mozerella ein und machte mich dann auf den Weg zurück zum Campingplatz. Dort kochte ich Nudeln mit Pesto und Tomate Mozerella. Als Toping gab es endlich wieder Oliven. Man was habe ich die vermisst. Sattgefuttert begab ich mich noch an den Strand und schaute den Wellen zu, wie sie über die Steine spülten. Am Horizont blinkten die Lichter von Malmö. Plötzlich bekam ich noch Lust auf Schokolade und spazierte eine halbe Stunde zum noch geöffneten Supermarkt um mir viel zu teure Schokolade zu kaufen, die ich durch die Stunde gehen qahrscheinlich schon wieder abgebaut habe. Aber mit Schokolade kann es sich besser schlafen.

Kopenhagen in Rot Weiß

Di.7.9.

Es waren keine Menschen, die mich weckten und mich von meinem Schlafplatz vertreiben wollten, sondern eine Schafherde, die mich neugierig anstarrte, als ich meinen Kopf aus dem Zelt steckte. Mir war es Recht, denn mein Magen knurrte eh und so kochte ich meinen Porridge, den ich noch mit dem Apfel von gestern versüßte. Frisch gestärkt packte ich zusammen. Dann wanderte ich über das einzigartige Naturreservat von Galterö und traf wieder auf Schafe. Auf Galterö leben mehr Schafe als Menschen. Das werdet ihr auf keiner Wikipediaseite lesen können, denn die Einwohner von Galterö werden wahrscheinlich nirgeneo gelistet sein, weil man sie an einer Hand ablesen kann. Brännö hingegen hat sogar nen kleinen Supermarkt, in dem ich mir eine Flasche Wasser kaufte und dann auf die Fähre wartete, die mich aufs Festland brachte.

Von dort aus nahm ich die Straßenbahn zur Zentralstation und hatte noch einen kurzen Moment Zeit, um einen letzten Blick auf Göteborg zu werfen. Dann fuhr auch schon mein Zug nach Kopenhagen. Mein Interrailticket sagte mal wieder etwas anderes als der Zug, aber diesmal ins Positive. Der Zug fuhr nämlich durch und ich musste nicht, wie Interrail es ankündigte, am Flughafen umsteigen.

Alles lief wie nach Plan. Schließlich schien mir die dänische Sonne ins Gesicht und ich war froh über das Tshirt und die kurze Hose. Der erste Mensch im Eriksen Trikot kam mir noch ganz normal vor, aber auf dem Weg zum Campingplatz kamen mir so viele rot weiß gekleidete Menschen entgegen, dass mir klar wurde, Dänemark spielt heute in der WM Quali gegen Insrael in Kopenhagen. Witzig!

Nicht so witzig war allerdings der Campingplatz, der nur aus einer großen Wiese mit irgendwelchen Campingbuden bestand. Das kam mir sehr suspekt vor. Also machte ich mich auf zum nächsten Campingplatz, dieses Mal aber mit Bus, denn ich war schon über eine Stunde gelaufen. Allerdings hatte ich die App zum Ticket ziehen noch nicht, also nahm mich der Busfahrer mal wieder kostenlos mit :). Am nächsten Campingplatz das nächste Problem. Die Rezeption war zu und der Platz war voll. Allerdings traf ich zwei nette Jungs aus Ludwigsburg mit ihrem Bus, die das gleiche Problem hatten. Prompt entschieden wir uns etwas außerhalb zu campen. Wir fanden einen Park4night Platz, an dem man auch zelten kann und fuhren dorthin. Ihr Bus, in den normalerweise acht Leute passen, bestand aus den beiden Vordersitzen, einem weiteren Sitz, allerlei Gekrempel und einem Dachzelt. Aber immerhin hatten sie einen Bus. Ich besaß nur einen Rucksack. Es war schon dunkel als wir ankamen, aber der Platz direkt am Waldrand war ganz schön und hatte sogar einen Tisch. Dort aßen wir dann auch zu Abend. Eigentlich wollte ich mir Nudeln mit Pesto und einem Salat machen. Im Aldi, ja ich war endlich wieder in einem Aldi, hatte ich mir Ruccula, Tomaten, Gurke und eine Paprika gekauft, weil ich dachte ich hätte heute eine Küche, aber es kam ja anders. Also machte ich mir noch ein Trekkingfood. Den Ruccula konnten ich nicht bis morgen stehen lassen. Also wurden wir ganz kreativ und aßen Ruccula mit Tomaten, Gurke und Paprika. Die Soße machten wir aus Pesto, Salatkräutern und Wasser. Es schmeckte überraschend gut. Das Rezept kommt in mein Geheimkochbuch. Nach dem Essen machten wir noch eine kleine Nachtwanderung zu dem See in der Nähe. Der See stellte sich als Tümpel heraus und unsere Badeintention als gescheitert. Also liefen wir zurück und legten uns schlafen.

Es geht wieder los

Kunst und Inseln

So. 5.9. Und Mo. 6.9.

Die Nächte sind wieder überraschend warm. Ich schlief zwar nicht lange, aber dafür gut. In der Küche kochte ich mir meinen Tee und aß Müsli mit Hafermilch. Was ein Luxus. Dann machte ich mich mit der Straßenbahn auf in die Stadt und schlenderte ein bisschen durch die alten Gassen Göteborgs bis ich zum Kunstmuseum kam, wo ich mich mit den Schweizern und den Mädchen aus Nürnberg traf. Gemälde aus Öl, Wasserfarben und Zeichnungen, Skulpturen, moderne Kunst in Form von einer riesigen Poledancerin und eine Tischtennisplatte, die wir zum Rundlaufspielen nutzen durften, erwarteten uns in gut zwei Stunden.

Nachdem wir genug über Kunst erfahren hatten, setzten wir uns in einen Park und genossen die schwedische Sonne. Irgendwann bekamen wir Hunger und jeder machte sich in sein Heim auf. Für mich gab es Nudeln mit Pesto, aber dieses Mal sogar mit roten Linsen und Tomaten. Die knackige Frische des Gemüses war wirklich ein Gaumenschmaus. Mit einer guten Grundlage gestärkt ging es zurück in die Stadt, wo wir uns in einer Bar trafen und den Abend gut ausklingen ließen.

Am nächsten Morgen machte ich mich daran mein Zelt wieder abzubauen und nahm die Straßenbahn zum Fährenhafen. Von dort aus würde ich nämlich die Inseln vor Göteborg erkundigen. Die Fähre fuhr keine Viertelstunde, da ertastete ich auch schon wieder festes Land. Ich ließ mir meine Banane schmecken und wanderte über die Insel. Zuerst kam ich an einem kleinen Fischerdörfchen vorbei dann wanderte ich durch üppige Natur und schönen Wälder. Immer wieder blitzte das Meer vor meinen Augen auf. Ich brauchte nicht lange da hatte ich Asperö umrundet und nahm die nächste Fähre nach Bränno. Hier erwartete mich ein riesiger Haufen Fahrräder und mehrere motorisierte Lastenräder. Auf allen Inseln sind nämlich Autos verboten und das klappt super. Modellstadt für Deutschland in 10 Jahren, wenn Baerbock Kanzlerin wird :). Also die Inseln kann man halt auch zu Fuß in einer Stunde umrunden. Auch in Bränno führten mich meine Füße durch Wälder, über mit Blumen bewachsene Steine bis hin zu einer Steinbrücke, die die Inseln Bränno und Galterö miteinander verband.

Im kleinen Flyer auf der Fähre hatte ich gelesen, dass Camping auf allen Inseln verboten sei und mir war schon heiß geworden. Das Schild am „Eingang “ zu Galterö sagte allerdings, dass man nicht länger als 24 h zelten durfte und Feuer nur an zwei Stellen erlaubt sei. Zu der ersten Stelle machte ich mich dann direkt auf und entschied mich hier zu bleiben. Ich saß an einem kleinen Sandstrand, hinter mir waren ein paar grüne Hügel und die Sonne strahlte mir ins Gesicht. Perfektes Wetter, um schwimmen zu gehen. Das Wasser war zwar nicht besonders tief, aber für einige Schwimmzüge reichte es. Dann kochte ich mir meine Trekkingnahrung, baute mein Zelt auf und genoss den Sonnenuntergang über Galterö.

Göteborg

Peter weckte mich um 20 nach 10. An einem See mitten in der Natur schläft man wirklich am Besten. Wir frühstückten gemeinsam und ließen dann unseren genialen Nächtigungsort hinter uns. Nach etwas weniger als einer Stunde Fahrt setzte mich Peter in Katrinenholmen aus, einer kleinen Stadt, die ganz gemütlich aussah, aber außer dem Bahnhof, einem Coop (Lebensmittelladen) und einer Kirche nicht wirklich viel zu bieten hatte. Schließlich fuhr mein Zug ein. Ich hatte aber im Vorhinein keine Sitzplatzreservierung machen können, deswegen fragte ich den Schaffner, ob es bei ihm ginge. Der schlug mir einfach vor, mich ins Tierabteil zu setzen. Da wären noch genügend Plätze frei. Für einen kurzen Moment malte ich mir in meinem Kopf aus wie ich zwischen Elefanten und Tigern auf Stroh hockte. Dann wurde mir aber schnell bewusst, dass das Tierabtei einfach ein ganz normaler Wagon war, wo die Leute ihre Haustiere mitnehmen durften. Ich fands auch einfach fazinierend wie still diese Hunde die ganze Zeit über waren. Kein Einziger hat gebellt. Diese Hunde können besser Zug fahren als manche Menschen.

In irgendeiner Kleinstadt musste ich dann in den Bus wechseln. Schienenersatzverkehr gibt es also auch in Schweden. Grüße gehen raus an die schweizer Freunde, die ich in Stockholm kennengelernt habe und die dieses Wort „Schienenersatzverkehr“ so witzig finden.

Als ich dann in Göteborg ankam, war ich einfach begeistert von der Stadt. Riesige Parks erstreckten sich mitten durch die Stadt. Dazu kamen kleine Gassen und alte Gebäude. Überall waren Menschen, die Musik hörten oder sich sonnten oder eben beides machten. Im Vergleich zu Stockholm ist Göteborg einfach ein bisschen kleiner und deswegen zentrierter. Ich genoss die Schönheit der Stadt, indem ich eine Stunde zum Campingplatz lief. Dieser war eigentlich ausgebucht, aber nur mit Zelt und ohne Auto kriegt man immer einen Platz. Ich baute mein Zelt auf, gönnte mir eine Dusche und machte mich dann wieder auf ins City Center, wo ich mich mit den Schweizern und zwei Mädchen aus Nürnberg traf, die ich schon in Stockholm kennengelernt hatte. Wir aßen einen Burger, der gar nicht mal so teuer war. Auch der Bierpreis war angemessen. Deswegen gingen wir noch in eine weitere Bar und wippten zu unseren Oldies (also so 2011-2017). Die Bars machen allerdings schon um 1 Uhr zu. Ich weiß auch nicht was die Schweden haben. Vielleicht liegts an Corona, vielleicht haben die meisten nach 1 auch einfach keine Lust mehr. Die spinnen die Schweden. Wir ließen uns noch ein Bierchen im Park schmecken und machten uns dann alle auf nach „Hause“.

Sa. 4.9. (Vernünftiges Wlan gibt es in Göteborg nicht)

Am Lagerfeuer in den Sternenhimmel schauen

In meinem Acht-Personen mixed room kam ich heute Nacht als Letzte und bin als Erste wieder aufgestanden. Sowas macht mich stolz! Ich ging in die Küche und fand im Left over Kühlschrank noch etwas Hafermilch, die ich mir zusammen mit dem Müsli schmecken ließ. Dann packte ich meine sieben Sachen, verabschiedete mich von den Leuten, die ich getroffen hatte und verließ das Hostel. Mit der Tram machte ich mich auf nach Djurgården, einer Insel im Center von Stockholm. Dort wollte ich mir eigentlich das Vasamuseum anschauen. Darin kann man sich nämlich ein ganzes Schiff ansehen, drum herum gehen und vielleicht sogar hinein. Aber es gab keinen Studententarif und der Preis war es mir nicht wert. Schließlich hatte ich ja schon ein Schiff aus dem 18. Jahrhundert im Hafen gesehen. Also besuchte ich das skandinavische Museum, das von außen betrachtet echt beeindruckend aussah. Die alten Steinmauern und vielen Türme gaben mir ein gewisses Harry-Potter-Gefühl. Auch von innen war das Gebäude beeindruckend. Die Ausstellung über das schmelzen der Arktis war mal wieder ganz interessant, wenn auch nichts Neues. Dazu gab es allerdings Mythen und Geschichten der Einheimischen, wie diese sich die Geburt und den Tod vorstellen. Weiter ging es mit Ausstellungen über die Samen, die Einheimischen von Lappland, und weiteren Kleinigkeiten.

Am Ende ging ich mal wieder mit einem Kopf voller neu gelernten Dingen aus dem hogwartsähnlichen Gebäude raus.

Ich schlenderte noch ein bisschen über die Insel, kaufte mir Brot und Humus, sodass ich zu Mittag essen konnte und fuhr dann zum Hauptbahnhof.

Ich traf mich etwas außerhalb von Stockholm mit Peter, dem Tiroler, der wie ich erfahren habe im gleichen Dorf wohnt wie ein Teil meiner Familie. Klein ist die Welt. Wir fuhren nach Nyköping, einem kleinen Kaff inmitten schwedischer Wälder und Felder. Dort fanden wir einen sehr schönen Platz an einem See. Dort stand ein Klohäuschen, das ich allerdings kein zweites Mal benutzte, Schaukeln und Feuerstellen. Wir spannten die Slackline auf und ich versuchte meine ersten Schritte. Nach einigen Versuchen hatte ich es tatsächlich bis in die Mitte geschafft. Peter war schon etwas geübter und lief vorwärts und rückwärts. Nach unseren Kunststücken kochten wir eine asiatische Gemüsepfanne, aber unterbrachen unsere Kochkünste, weil der Himmel plötzlich golden schimmerte. Also genossen wir zunächst den Sonnenuntergang und danach ein sehr leckeres asiatisches Gericht.

Mit vollem Magen machten wir ein Lagerfeuer. Als die Sonne komplett untergegangen war, waren wir gepackt vom Sternenhimmel. Keine einzige Wolke war zu sehen und da wir irgendwo im Nirgendwo waren, auch keine Lichtverschmutzung. So konnten wir die Milchstraße mit ihrem über den Himmel schimmern sehen und noch viele weitere Sterne.

Als das Feuer hinuntergebrannt war, wurde es auch langsam frisch. Also murmelte ich mich in meinem Zelt in meinen Schlafsack ein und Peter zog sich in seinen Van zurück. Ich muss schon sagen, ich habe mein Zelt nach zwei Nächten im Hostel ein bisschen vermisst. Schließlich ist es zu meinem zuhause geworden.

Ein nnisterndes Lagerfeuer unterm Sternenhimmel

Durch die Gassen Stockholms

Nach einer relativ kurzen, aber sehr bequemen Nacht im Hostelbett, aß ich in der Gemeinschaftsküche Brot mit Marmelade. Es gibt nämlich einen Left over Kühlschreank, in dem sich vor allem Marmelade befindet. Dann amchte ich mich auf nach Gamla Stockholm, also die Altstadt und traf dort den Tiroler wieder. Gemeinsam zogen wir durch die Gassen Stockholms, besichtigten das Schloss und ein Schiff aus dem 18. Jahrhundert. Dieses Schiff, das sich „Goteborg“ nennt, unternimmt auch heute noch Fahrten bis nach Australien oder Indien. Wir wurden gefragt, ob wir nicht mitkommen wollen. Win anderes Mal vielleicht. Es ging von einem schönen Ort zum anderen. Stockholm ist wirklich riesig und quillt nur so über an großen alten Gebäuden. Immer wieder läuft man über eine Brücke und gelangt auf die nächste Insel, sodass man kaum eine Ahnung hat, wo man sich befindet. In einem Café aßen wir ein Sandwich zum Mittag. Das Café hatte einen gewissen Parisflair mit seinen bunten Blumen, direkt im Park gelegen und mit Blick auf die Altstadt. Immer wieder musste ich mich daran erinnern, dass ich mich in Skandinavien befand, denn auch das Wetter ließ eher auf einen sonnigen Tag in den südlicheren Breiten schließen.

Danach besuchten wir das Nationalmuseum. Der Eintritt sowie die Schließfächer für den Rucksack waren kostenlos. Wir besichtigten Skulpturen und Gemälde. Die Auststellungen gingen über die Kunst des Barocks bis hin zu Gegenständen aus dem späten 20. Jahrhundert. Dadurch wurde vor allem die Entwicklung moderner technischer Gegenstände deutlich, was einen immer wieder staunen ließ.

Schließlich trennten sich unsere Wege und ich machte mich auf den Rückweg. Mein Internet setzte mal wieder aus (ja, mitten in Stockholm) und so brauchte ich ein bisschen, um den Weg zurück zum Hostel zu finden. Aber zurück im Hostel fand ich ein paar Leute, mit denen ich einkaufen gehen konnte. Wir entschieden uns, wieder Nudeln zu machen (schließlich gibt es im Hostel kostenlose Pasta), aber dieses Mal mit einer Gemüsepfanne, die echt gut schmeckte.

Am Abend wollten wir eigentlich in die Bar im Innenhof des Hostels, aber dafür brauchten wir Tickets. Also entschieden wir uns im Hostel ein paar Bierchen zu trinken und bekamen immer mehr Gesellschaft. Mit Tanz und Musik ließen wir den Abend beginnen und machten uns um 11 auf in eine Bar, die allerdings um ein Uhr schon wieder schloss. Ja, wer ein richtiges Bar- und Clubleben haben will, sollte wenn dann am Wochenende in Stockholm feiern gehen oder besser direkt nach Malle fliegen.

So waren wir wieder relativ früh im Hostel, was vielleicht auch ganz gut war und ich genoss die letzte Nacht auf einer echten Matratze.

Donnerstag 2.9.

Uppsala

Habe ich nur wegen des Namens in dieser Stadt einen Zwischenstopp gemacht? Vielleicht. Habe ich mich noch mehr darüber gefreut, als ich erfahren habe, dass es auch Gamla Uppsala gibt? Wir werden es niemals wissen.

In der Nacht wachte ich immer wieder auf, wechselte die Schlafposition von auf dem Rücken liegend auf die Seite aber ansonsten schlief ich sehr gut. Dann frühstückte ich Roggenbrot mit veganem Käse und stieg schließlich um kurz vor neun aus dem Zug aus. In Uppsala suchte ich mir ein Schließfach für den Rucksack und traf noch eine Deutsche, mit der ich zunächst durch die Stadt spazierte. Uppsala scheint zunächst wie eine kleine Stadt vor Stockholm, aber hat an sich viel zu bieten und ist die viertgrößte Stadt Schwedens. Ein großes Schloss eine Universität, die größte Kathedrale Skandinaviens und eine Altstadt. Ich schaute mir zuerst das Schloss an und spazierte dann entlang der Universität durch den botanischen Garten. Ich schaute mir die Kathedrale von innen an (kostenloser Eintritt) und lernte dort etwas über Nathan Söderblom. Er interessierte mich auch nur, weil wir in Kempen eine Söderblomstraße haben. Also für alle, die ihn nicht kennen, er war Relogionswissenschaftler und trug zur Ökumene bei. Außerdem ist er Friedensnobelpreisträger.

Nachdem ich genug über Nathan Söderblom gelernt hatte, machte ich mich auf den Weg nach Gamla Uppsala (Gamla heißt alt, was gar nicht mal so abwegig ist, denn gamlig heißt im Deutschen ja auch nicht mehr neu). Dort erblickte ich eine alte Stadt mit vielen Hügeln, einer alten aber süßen Kirche und mehreren Museen. Dann traf ich noch einen Österreicher, der, wie der Zufall es so will, in St. Johann auf die Tourismusschule ging und umrundete mit ihm die Hügel von Gamla Uppsala.

Schließlich brachte er mich nach Stockholm, wo ich ins Hostel eincheckte und die Freiburger wider traf, aber auch neue Bekanntschaften machte. Wir kochten Nudeln zusammen, ich genoss die heiße Dusche und am Abend machten wir die Straßen von Stockholm noch etwas unsicher.

Ein Abschlussfazit zu Uppsala: Es ist eine sehr schöne Studentenstadt mit einigen Sehenswürdigkeiten, aber eindeutig zu wenig Lebensmittelläden (ich habe keinen gefunden und musste mir deswegen ein Wasser für 3,50€ im Kiosk kaufen). Es hat einen gewissen Amsterdam flair, aufgrund der vielen Fahrräder und Brücken. Ich würde die Stadt jedem weiter empfehlen, der eine offene und gutherzige Stadt erwartet.

Mittwoch 1. September

Zu Fuß über die Grenze

Ich erwachte vom Vogelgezwitzer in dem kleinen Waldstück, das ich mir gestern ausgesucht hatte. Nun sah ich es auch mal im Hellen. Relativ schnell packte ich meine sieben Sachen und wanderte zur Bushaltestelle, an der mich die Busfahrerin gestern rausgelassen hatte. Ich aß noch ein Ei zum Frühstück, kämmte mir die Haare und stieg dann auch schon in den Bus ein, der mich in die Innenstadt brachte. Dort kaufte ich mir Wasser, Brot und Joghurt. Leider hatte es in der Nacht nämlich nicht geregnet, sodass ich kein Wasser hatte. Ich genoss mein Frühstück auf einer Bank vor dem Kriegsmuseum, das ich danach besuchte. Narvik mit seinen reichen Vorkommen von Eisenerz und der Zugverbindung zu Schweden war hart umkämpft und kriegsentscheidend. Erst hielten die Alliierten die Stadt, dann versengten die deutschen Kriegsschiffe die der Alliierten und schließlich eroberten sich die Norweger mit der Hilfe der Alliierten ihr Land zurück. Die Deutschen waren geschlagen.

Im kleinen Museumscafé gönnte ich mir noch einen schwarzen Tee und machte mich dann auf zum Bahnhof, um eine Sitzplatzreservierung vorzunehmen. Dort erfruhr ich, dass der Zug die Grenze nicht querte, wegen Corona. Für einen Moment sah ich mich durch die Berge Narviks stapfen bis ich schließlich schwedischen Boden erreichen würde. Aber es gab ja noch die Ofotenbahn, eine touristische Bahn, die bis nach Björnfjell fährt und wieder zurück. Diese würde ich dann morgen nehmen, über die Grenze nach Schweden laufen und dort den Zug nach Uppsala nehmen. Den Plan für morgen in der Tasche ging ich noch ein bisschen wandern und schaute mir Narvik von oben an. Zwischendurch war es etwas diesig, aber das machte mir nichts aus. In den Bächen füllte ich meine Flaschen, die wieder leer waren und kam schließlich wieder am Bahnhof an, wo ich meinen Rucksack eingeschlossen hatte. Mit Gepäck machte ich mich auf die Suche nach einem Schlafplatz. Ich lief keine fünf Minuten als sich ein großer Park mit Wanderwegen und Birken vor mir auf tat. Vielleicht probiere ich es mal dort, dachte ich mir und fand tatsächlich ein schönes Plätzchen. Ich aß einen Bohneneintopf mit Soja (Trekkingfood) und fotografierte mir die Zutatenliste ab. Vielleicht würde ich es zuhause mal nachkochen. Dann schlug ich mein Zelt auf, das ich mit Steinen befestigte und schlunmerte mitten in Narvik in einem Park.

Am nächsten Morgen erwachte ich kurz vor meinem Wecker und nutzte die Zeit, in der es gerade mal nicht fisselte, um das Zelt einzupacken. Als ich gerade fertig war, fing es tatsächlich an zu regnen und ich flüchtete in ein kleines Unterstellhaus, wo ich mir meinen Porridge zubereitete und das letzte Ei aß. Ich kontrollierte noch mal Schlafplatz und Essensplatz, ob ich auch ja nichts vergessen hatte. Dann machte ich mich auf zum Bahnhof, kaufte das Ticket und stieg in die Ofotenbahn ein. Nun fuhr ich eine gute Stunde an den Fjorden von Narvik und durch hohe bewaldete Berge. Zwischendurch legte sich ein Regenbogen dazwischen und machte den Ausblick perfekt.

In Björnfjell war dann Endstation. Für den Zug, aber auch für mein Handy. 8 Prozent Akku und mein Ladekabel war nicht mehr auffindbar. Perfekt. Dabei hatte ich doch extra kontrolliert, ob ich nichts vergessen hatte. Also fragte ich die Schaffnerin, in welche Richtung die Grenze war und sie zeigte mit dem Arm: „Da“ Okay, dann mal los. Ich war nicht mal vom Bahnhofsgelände herunter, da entdeckte ich zwei junge Bagpacker:innen und fragte sie, ob sie auch über die Grenze wollten. Ja, wollten sie und sie kamen nicht nur aus Deutschland, sondern sogar aus Freiburg und liehen mkr ihr Ladekabel. Glück im Unglück. Gemeinsam folgten wir zunächst einem Wanderweg, der sich aber irgendwann auflöste. Also streuten wir über das Hochland Lapplands zwischen Seen, Blaubeerbüschen und vereinzelten Häusern Richtung Schweden. Nach ein paar Ausrutschern erreichten wir endlich die Straße und dann auch die Grenze. Nach sechs Wochen stand ich schließlich in Schweden.

An einem Supermarkt kochten wir uns Nudeln mit echter Tomatensoße, Zwiebeln und sogar Knoblauch. Die beiden hatten wirklich alles dabei. Es schmeckte delicieus. Mit vollem Magen legten wir die letzten Meter zum Bahnhof zurück, wo der Zug gerade einfuhr und wir unsere Sitzplätze einnahmen. Neben mich setzte sich ein holländischer Rentner und wir unterhielten uns kurz. Für die Nacht suchte ich mir aber einen Doppelsitz auf dem ich schlummerte während der Zug mich durch die tiefsten Wälder Schwedens kutschierte.

Mo. 30.08. Und Di. 31.08.