Die Ulrike und das 10 Euro Bier

Nachdem wir uns beim Frühstück die Bäuche voll geschlagen hatten, räumten wir unser Zimmer auf und packten unsere Rucksäcke zusammen. Ich übergab Lina all die Dinge, von denen wir in den letzten Wochen gemerkt haben, dass wir sie nicht brauchten. Die Lampe, für die dunklen Nächte und die Musikbox, die ich allein nicht mehr brauchte. Lina übergab mir die Gaskatusche und andere Dinge, die ich noch brauchen werde. Danach durften wir meinen schweren und Linas etwas leichteren Rucksack bei Anni, einer Polin, ins Zimmer stellen. Zusammen mit Simone, einem Italiener, helfen sie als Freiwillige im Hostel. Ihre Arbeit besteht aus Coffee and Cookies. Jeden Abend gibt es im Hostel für eine Stunde kostenlosen Kaffee und Kekse. Nach ihrem Freiwilligendienst werden sie also ausgesprochen exzellente Kaffeemacher:innen und Keksanbieter:innen sein. Außerdem bieten sie Touren an und wir schlossen uns ihnen an. Zusammen mit einem niederländischen Pärchen und einer weiteren niederländischen Studentin erklommen wir den höchsten Berg Bergens. Wir hatten es etwas einfacher, denn das Hostel stand schon halb auf dem Berg. Der Name des Berges „Ulriken“ bedeutet so viel wie „die Ulrike“, weil das -en für den bestimmten Artikel steht. Also erklommen wir gemeinsam die Ulrike.

Der Hinweg führte uns über Treppen bis zur Spitze, wo eine Gondelstation für die faulen Touris gebaut wurde. Zwischendurch machten wir Kekspausen und Steinpausen, denn Joel (die niederländische Studentin) studiert Geographie und begeistert sich für Steine. Also holte sie ihren Hammer aus dem Rucksack und untersuchte ein paar Steine.

An der Spitze angekommen, wurden Fotos gemacht und es gab zu den Keksen noch Kaffee. Wir ließen uns alles schmecken und wanderten dann bis zu einem See. Zum Glück hatten wir unsere Badesachen dabei und so sprangen wir kurzer Hand hinein. Es war erfrischend und nicht zu kalt. Ich meine, wir sind eindeutig schon kältere Gewässer gewohnt. Nachdem die Sonne uns getrocket hatte, machten wir uns auf den Rückweg, wo wir große Gruppen von Erasmus Student:innen trafen, fünfzig Prozent davon waren deutsch.

Im Hostel angekommen schnallten wir uns unsere Rucksäcke auf und machten uns auf den Weg in die Stadt. Es war halb fünf, also perfekte Zeit für ein Abendessen, das wir im gar nicht mal so teuren Thai Imbiss aßen. Weil es mittlerweile zur Tradition geworden ist, bestellten wir uns noch einen Mc Flurry bei McDonald.

Immer noch hatten wir genug Zeit, bis wir uns um acht Uhr mit den Anderen im Irish Pub trafen. Also gingen wir noch ein bisschen shoppen. Lina fand ein süßes Sommerkleid und ich fand eine neue Tube Zahnpasta und neues Duschgel und Shampoo. Dieses Mal haben wir Flüssigshampoo genommen. Hartseife ist eine gute Idee und umweltfreundlich und so, aber für Bagpacking nicht so gut geeignet, denn sie trocknet nie. Sagen wir es so, es war eine ziemlich weiche und eklige Angelegenheit.

Nun war es endlich acht Uhr und wir machten uns auf in den Irish Pub, in dem heute english comedy auf dem Programm stand. Zuerst saßen Lina und ich alleine und bestellten uns wohl unser teuerstes Bier in unserem Leben. Die Comedians waren irgendwo auf der Linie zwischen witzig und sehr komisch einzuordnen. Manche Witze waren echt gut, bei anderen lachte man hingegen nur, weil die Situation an sich witzig genug war. Dann stießen die Anderen hinzu und bestellten sich auch ein Bier. Es blieb auch bei einem Bier an diesem Abend. Schon ganz schön clever von der Regierung den Alkohol so teuer zu machen. So trinkt zumindest wir weniger. Schließlich setzten wir uns an den Hafen und schauten der Sonne beim untergehen zu. Um halb 11 hieß es, Abschied nehmen. Lina und ich stiegen gemeinsam in den Zug ein, der uns nach Oslo bringen sollte. Sobald der Schaffner unsere Tickets kontrolliert hatte, schliefen wir auch schon ein.

Fisch, Fisch und noch mehr Fisch

Ein Frühstücksbuffet, das für manche bestimmt noch Wünsche übrig ließ, aber für uns wie eine fünf Sterne Küche aussah. Müsli, Joghurt, Marmelade und sogar Schokocreme. Wir genossen unser Frühstück und machten uns dann auf in das City Center. Von dort aus schlenderten wir ein bisschen durch die Stadt und schauten uns Gärten, Statuen und die Domkirche von außen an. Dann landeten wir auf einer Halbinsel und schauten den Wellen zu, wie sie gegen das Ufer plätscherten. Schließlich führten uns unsere Füße zurück in das Hafenviertel, in dem wir schon gestern waren. Doch heute, ohne schwerem Rucksack, schlenderten wir auch durch die Gassen. Die Holzhäuser aus vergangener Zeit, in denen viele Fischer und Händler gelebt haben, versprühten ihren eigenen Charme und ließen einen direkt in das 16. Jahrhundert zurück versetzen.

Nach dieser kleinen Zeitreise beschlossen wir, das Fischereimuseum zu besuchen. Von einer Ausstellung über die Unterwasserwelt mit seinen Meeresströmungen und Tier- sowir Pflanzenwelten führte es über eine Ausstellung zur Geschichte der Fischerei bis hin zu den Problemen, Fragen und Lösungen der Zukunft. Zwischendurch gestaltet mit Spielen für die jüngeren Besucher, aber es machte auch uns besonders Spaß an Fäden zu zihen, Touchpads zu berühren und Kugeln zu versenken.

Nun da wir über die Folgen und Probleme von Fischerei aufgeklärt waren, aßen wir erst einmal Fish and Chips (mit gutem Gewissen, schließlich war es mein erster Fisch seit Monaten). Es schmeckte sehr gut und das sage ich jetzt nicht nur, weil es den Preis rechtfertigen muss.

Im Hostel ruhten wir uns erst ein wenig aus bis wir uns einen Salat zum Abendessen machten und danach noch Kuchen aßen, den ein Gast gebacken hatte. Um den Abend perfekt zu machen, schauten wir der Sonne zu wie diese über Bergen und seinen Fjorden unterging.

Bergen

Heute Mittag nahmen wir den Zug von Voss nach Bergen. Die als schönste Bahnstrecke Norwegens angepriesende Fahrt, stellte sich als Fahrt durch Tunnel und Nadelbaumwäldern heraus. Da ist man doch froh, dass man auf der Rückfahrt schlafen kann. In Bergen angekommen besuchten wir zunächst unseren Lieblingsort, den Supermarkt. Auf einer Bank ließen wir uns Joghurt und Brot schmecken. Direkt wurden wir von einem Einheimischen angesprochen, der mein „Vi spikker ikke norsk“ (Wir sprechen kein Norwegisch) zunächst als Aufforderung sah, weiter auf Norwegisch zu erzählen. Allerdings mit ausfallenden und unterstützenden Gesten, sodass man ein bisschen verstand. Wir wechselten dann aber auf Englisch und er erzählte ein wenig über seine Rheinfahrt und so weiter.

Als nächstes spazierten wir zum berühmten Hafenvierteln, das mit seinen kleinen bunten Holzhäusern einen gewissen Charme versprühte. Nicht weit vom Hafenviertel entfernt, steht die Festung von Bergen. Wir erkundeten die Håkonshalle. Die gewölbten Keller baten eine besondere Atmosphäre. Hier könnte man brillante Partys feiern. Die Halle an sich erinnerte ein bisschen an die große Halle von Harry Potter. Fast wären wir Dumbledore und Snape begegnet. Wir spazierten noch ein wenig über die Festung und besuchten das dazugehlrige Museum. Dieses klärte über die Rolle Norwegens im 2. Weltkrieg auf, über die Geschichte der Festung und die Geschichte des Militärs. Schaufensterpuppen schauten uns, in die verschiedenen Uniformen der letzten 500 Jahre gekleidet, an.

Danach nahmen wir den Bus zum Hostel, das auf einem kleinen Berg in Bergen liegt. Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, liefen wir zum Supermarkt und besorgten alle Lebensmittel für eine deluxe Pizza, die wir in der sehr sauberen (Ironie) Küche der Jugendherberge zubereiteten. Es sah aus wie im Restaurant und schmeckte fast wie beim Italiener. Mit vollen Bäuchen begaben wir uns auf Gesellschaftssuche und landeten schließlich bei einer Partie Kicker gegen einen Italiener. Ich verlor knapp gegen den Europameister. Ansonsten hört man hier fast jede Sprache. Größtenteils Englisch, aber auch Französisch und Deutsch. Die Menschen in der Jugendherberge kommen von überall her und erzeugen so eine sehr schöne internationale und offene Gemeinschaft.

Wir gehen jetzt schlafen und freuen uns morgen auf das erste Frühstück, das wir nicht selber zubereiten müssen.

Ein Busfahrer mit Herz und Seele

Wir warteten auf den Bus, der uns nach Voss bringen sollte. Ein Örtchen weiter, das einen Bahnhof und mehr als einen Lebensmittelladen besitzt. Als wir den Busfahrer nach einer Fahrkarte fragten, erklärte er uns, wir müssten das über die App machen, aber wenn es nicht klappt, ist das auch nicht so schlimm. Es hat natürlich nicht geklappt. Auch den Rest der Fahrt war der Busfahrer sehr freundlich und vollkommen in seinem Element. Er erzählte uns, was wir links und rechts sahen und ließ und an einem Hotel mit einem genialen Ausblick aussteigen, um einen Blick ins Tal zu werfen. Die ganze Busfahrt wurde mit ein paar Anekdoten aus seinem Leben abgerundet.

In Voss schlugen wir unser Zeltchen auf einem Campingplatz auf und begaben uns dann an den See. Eigentlich wollten wir Stand-Up-Paddeling machen. Schließlich wird Voss auch die Action-Hauptstadt Norwegens genannt. Hier kann man Paraglyden, Klettern, Fallschirmspringen, Rafting und Kanu ausprobieren und eben auch Stand-up-Paddeling, das eher in unsrrem Preisbudget lag. Wir entschieden uns allerdings dagegen, weil der See nicht die größte Attraktion war. Wir waren schönere Panoramen gewöhnt. Stattdessen gingen wir einfach schwimmen. Danach machten wir noch einen Abendspaziergang auf den Berg (450 Höhenmeter) und nahmen unsere Trekkingnahrung und Kochutensilien mit, sodass wir unser Abendessen auf 450 Höhenmetern aßen.

Nun liegen wir im Zelt und genießen die letzte Nacht gemeinsam auf der Luftmatratze, denn morgen geht es in eine Jugendherberge in Bergen.

Das nächste Sixpack (diesmal Eier statt Eis)

Heute morgen gab es ein richtiges Luxusfrühstück. Wir kochten die gestern gekauften Eier. Mit unserem Bunsenbrenner brauchten die Eier allerdings zwanzig Minuten, um hart zu werden. Aber das war es wert. Dann wanderten wir an der Straße entlang, um ins Zentrum zu kommen. Der Wanderweg, den wir uns ausgesucht haben, startete allerdings erst fünf Kilometer vom Zentrum entfernt. Also wanderten wir am Fjord entlang zum Wanderweg. Nach fünf Kilometern größtenteils geradeaus ging es nun steil den Berg hinauf. Wir stiegen über Stock und Stein, um schließlich an einem Aussichtspunkt anzukommen, bei dem wir eine Pause machen und das Panorama genossen. Nach einem zweiten Ei und dem Proteinriegel ging es frisch gestärkt und mit jeder Menge Power wieder zurück.

Das Abendessen hat so gut geschmeckt, dass der Nachgeschmack mir noch immer auf der Zunge liegt. Weil wir noch Mi Nudeln von einem deutschen Camper hatten, kauften wir uns Tütencurrysuppe, in der wir die Mi Nudeln abkochten. Danach waren wir aber schon so satt, dass wir keine weiteren Nudeln mit Pesto mehr brauchten und so aßen wir den Rucculasalat mit eingelegtem Fetakäse und danach… Noch ein Ei. Das Essen war wirklich sehr gut, nur irgendwie falsch herum. Zuerst das Eis, dann das Hauptgericht, danach den Salat und zum Schluss noch ein Ei. Schließlich musste die Sechserpackung ja irgendwie aufgegessen werden.

Kleine Wanderungen um die Fjorde

In Flåm ist viel los. Fähren legen an, Fähren fahren los. Fjordsafaris queren das Wasser und überall sieht man Touristen mit ihren Wohnmobilen. Wir entschlossen uns dazu, es heute etwas ruhiger anzugehen und eine kleine Wanderung in Auland zu machen. Die Frage war nur, wie wir nach Auland kamen. Na, die Antwort liegt wohl auf der Hand oder besser gesagt auf dem Fuß. Die ersten Kilometer folgten wir einem Fußgängerweg entlang des Fjordes. Der hörte dann aber plötzlich auf und so stiefelten wir einen Trampelpfad entlang. Der Weg lag zwar direkt an der Hauptstraße, aber auch direkt am Fjord, was uns einen herrlichen Ausblick bereitete.

In Auland bestiegen wir dann unsere kleine Wanderroute, hinauf zu einem Wasserfall und einer alten Wassermühle, in die man hineinschauen konnte. Vom Wandern erschöpft legten wir uns am kleinen Strand von Auland in die Sonne und trauten uns ins kalte Wasser. Jeden Zentimeter kämpften wir uns in die See mit ihren 10 Grad Celsius, aber einmal drin, konnte man die herrliche Klarheit des Fjordes genießen. Nachdem wir trocken waren, nahmen wir den Bus zurück nach Flåm.

Auf dem Campingplatz hatte sich mittlerweile ein deutscher Bus neben uns gestellt. Acht Jungs und Mädels aßen und lachten vor ihrem Domizil. Auch wir machten uns in der Küche des Campingplatzes Chili sin Carne und duschten. Dann starteten wir Näherungsversuche und boten noch etwas übriggebliebenes Chili an. Es klappte und wir verbrachten einen netten Abend mit etwas Bier und Wein und jungen Menschen. Spät in der Nacht musste dann nochmal im Fluss geschwommen werden. Es war wieder einmal kalt, aber auch sehr schön. Müde fielen wir schließlich ins Bett.

Am nächsten Morgen packten wir schnell unsere Sachen zusammen, denn die Truppe, die übrigens aus dem Sauerland kommt, wollte uns ein Stück in ihrem Bus mitnehmen. Nach den Erzählungen letzte Nacht über den Bus, waren wir uns nicht ganz sicher, ob wir da auch wirklich mitfahren wollten, aber es klappte alles einwandfrei. So kamen wir schließlich in Gudvangen an und schlugen unser Zelt zwischen Birken und Flüssen auf einem Campingplatz auf. Danach erkundeten wir ein bisschen die Gegend. Zum Dörfchen kommt man allerdings nur über die Hauptstraße oder man geht durch den Fluss und gelangt zu einem Wanderweg. Ich entschied mich für die zweite Option. Das Dörfchen bestand aus einer Tankstelle mit einem Supermarkt, einem Wikingermuseum und einem Kajakausleih. Da brauchte ich nicht lange, um die ganze Vielfalt des Dorfes zu erkunden. Also ging es einen sehr schönen Wanderweg am Nærøyfjord, der auch wieder mit einem Badegang gekürt wurde. Der Nærøyfjord ist der zweite Fjord Norwegens, der als UNESCO Kulturerbe gilt. Aber anders als der Geirangerfjord ist dieser nicht so überlaufen.

Zum Abendessen gab es endlich mal wieder Nudeln mit Pesto, die wir echt lange nicht mehr hatten. Außerdem eine Dose Mais, die noch von gestern übrig geblieben ist. Die Bäuche sind voll und die Körper gewaschen. Mal sehen, was der Abend noch so bereit hält.

Das schöne kleine Holzhaus

Wir packten unsere sieben Sachen zusammen und verließen unseren Nächtigungsort mit dem wunderschönen Ausblick. Nun liefen wir den Berg in Serpetinen hinunter. Über unseren Köpfen wählten andere Menschen den einfacheren Weg. Sie nahmen die Zipline und flogen über uns hinweg. Der Ausblick war allerdings auch schon vom Boden aus beeindruckend. Ich muss schon wieder diese klaren Flüsse preisen. Durchsichtig fließen sie über Steine hinweg, verwandeln sich in reißende weiße Stromschnellen, um dann einen Abhang hinunterzusausen und im cyanfarbenden See zu landen.

Das Highlight der Wanderung war allerdings das Plumsklo. Nachdem sich mein Darm schon den ganzen Weg angekündigt hatte, aber nirgends eine gute Stelle zu finden war, erblickten wir ein kleines Holzhäuschen. Von Anwohnern erbaut, um die Natur sauber und schön zu halten. Auch das Plumsklo war so sauber, wie kaum ein anderes Klo. Die Campingplatztoiletten sehen im Gegensatz dazu aus wie Schweineställe. Den Geruch musste man halt ertragen.

Dann ging es weiter. Wir trafen viele Radfahrer und die Franzosen, die uns immer wieder überholten.

Nach gut vier Stunden kamen wir in Flåm an und besorgten uns erstmal etwas zu Essen. Es gab Nudeln mit Championramsoße. Mal wieder ein Gaumenschmaus. Auch die Dusche für 20 NOK war ihr Geld wert. Diese Nacht wird etwas wärmer. Schließlich sind wir die ganzen Höhenmeter ja runtergelaufen.

Von Wölfen und Bären

Eigentlich dachten wir, es würde eine entspannte nächtliche Zugfahrt werden. Doch plötzlich fanden wir uns zwischen einem Rudel Wölfe wieder. Was will man auch erwarten, wenn man den Zug in Norwegen verlassen muss.

Nachdem wir noch etwas durch Trondheim geschlendert waren, saßen wir um 23:00 endlich im Zug und machten es uns bequem. Ich schlief relativ schnell ein. Den Kopf auf mein Kopfkissen und auf den Klapptisch gebettet und mit einem Fünf Freunde Hörspiel in den Ohren. Lina hatte so ihre Probleme. Der schnarchende Mann hinter ihr raubte ihr den Schönheitsschlaf. Aber Schnarcher bin ich ja von zuhause gewohnt. Um 7 Uhr kam der Zug in Oslo an. Unser Zug, der uns weiter Richtung Bergen bringen sollte, fuhr aber erst um halb 4. Also hatten wir noch Zeit in Oslo und erkundeten das Naturkundemuseum Norwegens. Zuerst standen wir einem Tirex gegenüber und bewunderten wunderschöne Edelsteine. Dann wurden wir mit vielen ausgestopften Tieren in die Tierwelt Norwegens eingeführt. Die reicht von Vögeln aller Art über Füchse und Hasen bis hin zu… klar Wölfen und Bären. Die Braunbären waren kleiner als ich sie mir vorgestellt habe. Vielleicht würden meine Boxfähigkeiten ja doch reichen… ah, ich glaube eher nicht. Zumindest nicht gegen die Eisbären, die wir zum Schluss noch bestaunen durften. Zum Glück leben die nur auf Spitzbergen.

Das Naturkundemuseum hatte außerdem noch ein Klimahaus, in dem über den Klimawandel aufgeklärt wurde. Es war sehr interaktiv gestaltet und man konnte sogar ein Quiz machen, welcher Klimaschützertyp man ist. Lina ist die Influencerin und ich die Aktivistin.

Das Museum hat mich natürlich wieder hungrig gemacht und so aßen wir im großen Garten der Anlage Brot mit Käse. Danach machten wir uns auch schon auf den Rückweg, schlenderten noch etwas durch Oslo und stiegen schließlich in die Bahn ein. Die Oslo-Bergen Bahn wird als die schönste Bahnstrecke angepriesen. Am Anfang waren wir etwas enttäuscht und schauten Filme. Dann öffnete sich vor uns aber eine atemberaubende Landschaft. Zerklüftetes Land, durchschnitten von Flüssen, Seen und Gletscherzungen verzauberten unsere Augen. Wir stiegen inmitten dieser Schönheit in Myrdal aus. Zum Glück hatten wir uns vorher erkundigt und gesehen, dass in Myrdal nichts ist außer ein Bahnhof. Die große Frage war nun allerdings, wie wir vom Bahnhof herunterkommen. Hinter uns streckten sich die Berge in die Höhe, vor uns schossen die Hänge in die Tiefe. Links und Rechts waren nur Schienen. Die zwei Franzosen, die wir trafen, hatten das gleiche Problem, aber schließlich fanden wir einen Weg und suchten uns ein nettes Plätzchen zum Zeltaufschlagen. Der Ausblick ist mal wieder der Hammer! Nach einem guten Essen geht es jetzt ins Zelt, denn draußen ist es einfach zu kalt. Den nächsten Gletscher sieht man nämlich von hier aus undzwar nicht in der Ferne auf der nächsten Bergspitze.

Es geht weiter

Nachdem wir zwei schöne und erlebnissreiche Tage am Geirangerfjord verbracht hatten, stellte sich uns die Frage, wohin es als nächstes gehen sollte. Viel mehr stellte sich die Frage, wie wir aus diesem kleinen Dorf wegkamen. Der einzige Weg führte zurück zu dem Ort, von dem wir gekommen sind und der andere Weg führte übers Wasser. Doch die einzige Touristenfähre kostete auch dementsprechend viel. Also entschieden wir uns dafür, wieder zurück zufahren und zuerst den Norden anzusteuern. Aber auch auf den ersten Metern zurück nach Andalsnes konnten wir abwechslungsreiche Landschaft erblicken. Der Busfahrer führte uns über den Trollstiegen, an dem wir aussteigen durften und den Ausblick genossen. Naja auch hier war der Ausblick eher auf eine Menschenmenge, als auf den steilen Abhang, von dem ein Wasserfall in die Tiefe stürzte. Dann schaffte es der Busfahrer mit viel Geschick und Können den Bus die ab und zu einspurige Straße die engen Serpetinen hinunter zu lenken (großes Hut ab an diesen Typen). Die ganzen Touris mit ihren viel zu großen Wohnmobilen hatten größere Probleme.

Spät am Abend kamen wir dann endlich in Trondheim an. Der Wind sauste und wir merkten das erste Mal so richtig die Kühle des Nordens. Der Bus brachte uns dann zu einem gemütlichen süßen Campingplatz außerhalb der Stadt. Weil der Busfahrer uns keine Tickets verkaufen wollte, mussten wir dies per SMS versuchen, was bis zum Ende der Fahrt nicht funktionierte. Tja… selber Schuld. Müde bauten wir unser Zelt auf.

Am nächsten Tag entschieden wir uns doch dafür in ein Hotel zu gehen, weil sich meine gestrige Schlappheit noch verstärkt hatte. Also mussten wir eine kleine Krankheitspause einlegen. Bevor wir allerdings den nächsten Zug nehmen konnten, trafen wir noch einen Deutschen, der zuvor eine Kanutour gemacht hatte und nun auf eine Trekkingtour geht. Das hieß, er musste das ganze Essen, was er gekauft hatte, loswerden. Für mich gab es Brühe mit Mi-Nudeln. Na, wenn ich davon nicht gesund werde.

Das Hotel hat in Trondheim zwei Standpunkte. Wir hatten außerhalb des Stadtkerns gebucht und fuhren dahin, standen vor geschlossener Tür und telefonierten mit dem Besitzer. Der bestellte uns doch in den Ortskern. Also nochmal Busfahren. So erholt man sich doch richtig. Die Lage war dafür bombastisch und die Ausrüstung der Wohung sowieso. Fernseher, eigenes Wlan, ein Bad, eine Küche und ein richtiges Bett! Es war schon fast zu weich, denn ich brauchte drei Hörspiele um einzuschlafen. Vielleicht waren die drei Fragezeichen auch einfach zu spannend und erst die fünf Freunde haben mich in den Schlaf gebracht.

Am nächsten Tag zog Lina ein wenig durch die City. Ich stieß am Nachmittag zu einem kleinen Spaziergang hinzu. Trondheim ist gar nicht mal so groß. Es hat gerade so viele Einwohner wie Freiburg. Wir schauten uns den Dom, den Palais und die königliche Residenz von außen an. Dann spazierten wir über die Altstadtbrücke, Gamle Bybro, und schauten auf die bunten Holzhäuser, die das Ufer säumten. Nach einem luxueiösen Abendessen in unserer eigenen Küche, schlief ich entspannt ein und kurierte den Rest Krankheit aus.

Heute stiegen wir noch auf die Festung in Trondheim. Auf dem Weg überholte uns ein Feuerwehrauto mit Blaulicht. Wahrscheinlich hat ein Kind seinen Kopf in eine Kanone gesteckt und kam nicht mehr raus. Aber wir wissen es nicht genau. Schließlich wollten wir nicht gaffen, sondern lieber den schönen Ausblick auf das bunte kleine Städtchen werfen. Zum Abend kehrten wir bei einem Mexikaner ein und aßen dann ein Eis bei Mcces, wo wir noch für ein paar Stunden saßen und die Wärme genossen bis es mit dem Nachtzug nach Bergen geht.

Effizienz vor Magenfülle

Nachdem wir gestern den Geirangerfjord vom Wasser aus erkundet hatten, wollten wir ihn heute vom Berg aus erforschen. Also starteten wir unsere Wandertour mit Sonne im Rücken. Wir hatten mit einem für unsere Verhältnisse gemütlichen Spaziergang gerechnet, aber die vielen Höhenmeter stellten sich doch als ein bisschen anstrengend heraus. Der Ausblick war es allerdings wert. Auf einem großen Stein aßen wir unser Puffbrot (leider gab es im Supermarkt kein Vollkornbrot mehr). Nun fing es an zu regnen und wir machten uns mit Regenjacken vorsichtig auf den Rückweg. Die Steine waren etwas rutschig, aber das störte uns nicht groß.

Zum Abend gab es mal wieder deliceuse Nudeln mit Pesto, Ruccula und Käse. Da noch etwas Platz im Magen war, suchten wir im Supermarkt nach einem leckeren Eis und fanden heraus, dass die Sechserpackung billiger war, als zwei Einzeleis. (Alle Ernährungsberater:innen jetzt weghören). Also kamen wir auf die super Idee die 6er Packung zu kaufen. Ist schließlich günstiger… Zwei Eis verschenkten wir an unsere netten Nachbarn (eigentlich hatten wir erhofft, dass man so ins Gespräch kommt und einen netten Abend verbringt, aber die Beiden waren nicht so kommunikativ). Und den Rest… Dass wir auch alles aufessen müssen, hatten wir nicht wirklich bedacht. Wenn ich heute Nacht Bauchschmerzen habe, darf ich mich nicht beschweren. Jetzt hoffe ich noch, dass meine frisch gewaschene Wäsche (es war mal wieder nötig) noch trocken wird, denn gerade fängt es an zu regnen. Aber um vier Uhr geht die Sonne ja schon wieder auf und dann wird sie bestimmt trocken.